Tourensport

30. Samschtigstour 30.09.23 – Gestrichen

Von
Hanspeter Brack

Hanspeter Brack

Vielleicht war es schon die letzte lange Ausfahrt 2023. Bei teilweise sonnigem Wetter und angenehmen Temperaturen drehten sich die Räder von Harald, Hansjörg, Martin S., Martin W. und Hanspeter gleich zu Beginn nach Inzlingen hoch.
Mir kam plötzlich das Zitat von Hans Blickensdörfer in den Sinn das da lautet «Sonne in den Speichen sieht nur einer, der sein Rad selbst bewegt». Die heute mehrheitlich schwarzen Speichen ergeben zwar nicht mehr eine so markante Spiegelung, trotzdem war es nochmals schön die Wärme zu spüren und wer weiss vielleicht bleibt es ja auch noch ein wenig so.

Hans Blickensdörfer (1923 – 1997) war ein deutscher Sportjournalist der unter anderem für die frranzöschie L’Equipe schrieb. Er prägte seinerzeit einen neuen Schreibstil in dem er nicht nur rein ergebnisorientiert berichtete, sondern mit seinem grossen Hintergrundwissen, in erzählerischer Form, auch hinter die Kulissen blickte. Neben seiner journalistischen Tätigkeit hatte er auch diverse Bücher zum Thema Radsport verfasst, die man jedem Radsportinteressierten nur empfehlen kann.

Da sich die Beine bei diesen Gedankengängen weiterdrehten, hatten wir zwischenzeitlich Inzlingen hinter uns gelassen und befanden uns bereits in der Abfahrt nach Degerfelden. Da das Velo von Hansjörg nicht so recht laufen wollte (Trek halt) warteten wir Ausgangs Degerfelden kurz um anschliessend einmal mehr via Kraftwerk Rheinfelden die Rheinseite zu wechseln.

Ab Möhlin konnten wir, via Zunzgen bis Mumpf den Veloweg benutzen. Anschliessend stand uns bis Münchwilen lediglich ein markierter Velostreifen, der immerhin zum Ausdruck brachte wir dürfen auch dort sein, zur Verfügung. Der Verkehr war an diesem Samstag generell extrem, das Klima lässt grüssen.

Diesen Streckenteil gut hinter uns gebracht, stand nun das schönste Teilstück bevor. Relaxt konnten wir auf Velowegen und schwach befahrenen Nebenstrassen nach Eiken und weiter nach Oeschgen zum Fuss des Kaistenberges gelangen. Was nun kam kann man tatsächlich ein bisschen als Horror bezeichnen. Nicht einer, nicht zwei, nein gleich mehrere Autos rasten und damit meine ich rasten um Haaresbreite an uns vorbei. Martin W. fragte ganz geschockt, soll ich denn in der Regenrinne fahren? Trotz einer Bauzeit, mit Vollsperrung, von nahezu zwei Jahren hatte man es nicht geschafft einen Radweg einzubauen, noch nicht mal Farbe für einen markierten Velofahrstreifen konnte man aufbringen. Das kann ich nur als unfähig bezeichnen.

Nachdem wir auch das überlebt hatten waren wirklich froh als wir nach der Abfahrt, zwischen Kaisten und Laufgenburg, wieder auf den Veloweg einbiegen konnten. Für künftige Touren ist der Kaistenberg definitiv gestrichen.

Wieder im dichten Verkehr, aber immerhin auf markiertem Velostreifen wurde die Verbindung Laufenburg Sisseln, bis zum Kreisel in welchem sich die meisten Autofahrer Richtung Autobahn verbschieden, absolviert. Ab da wurde es wieder entspannter und ab Sisseln stand uns wieder ein abgetrennter Veloweg bis Stein zur Verfügung. Erfreulich zu diesem Zeitpunkt, Hansjörg der angekündigt hatte nur einen Teil der Tour zu absolvieren war noch immer fester Bestandteil der gestarteten Fünfergruppe. Er hielt zwar zwischenzeitlich nach einem Besenwagen, Zug oder dergleichen Ausschau, mangels Angebot blieben wir aber die einzige valable Mitfahrgelegenheit und so musste er wohl oder übel auf die Zähen beissen und weiterhin mit uns vorliebnehmen.

Ausgangs Wallbach galt es noch die nach Möhlin führende Höhe zu überwinden von wo aus wir, durch den Wald, nach Rheinfelden kurbelten. In Augst gab es den obligaten, von Hansjörg übernommen, Abschlusstrunk, an dieser Stelle nochmals herzlichen Dank.

Fazit: Eigentlich eine schöne Strecke, aufgrund vieler zum Lenken eines Motorfahrzeuges charakterlich nicht geeigneter Verkehrsteilnehmer zur Nachahmung nicht empfohlen.

Strecke: Riehen - Inzlingen - Nollingen - Möhlin - Stein - Frick - Kaistenberg - Laufenburg - Sisseln - Wallbach - Möhlin - Rheinfelden - Birsfelden - Riehen / 90 Km / 645 Hm.

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Samschdigstour vom 30. August 2025

Vermutlich die letzte lange Tour der Saison nahmen wir bei warmem aber wechselhaftem Wetter unter die Räder. Auf dem Plan stand der Passwang «943 m.ü.M.» und die Breitehöchi «847 m.ü.M.», Oberer Hauenstein «730 m.ü.M.», ca. 95 km und 1175 Hm. Die ersten 30 km ging es flott in der Fläche bis nach Breitenbach wo sich in den Hügeln vor uns langsam dunkle Wolken zusammenbrauten. Vor dem Abzweiger Richtung Passwang wurde die Strecke auf einer Strassentafel plötzlich als gesperrt angezeigt. Eine kurze Internetrecherche bei einsetzendem Regen hat jedoch ergeben, dass der nächtliche Bautrupp nicht alle Schilder von der Nachtsperre beseitigt hatte. Es ging also langsam ansteigend und immer steiler werdend Richtung Passwang. Im steileren Stück des Anstieges brachen die Wolken auf und gaben dem blauen Himmel Platz, als hätte es nie geregnet. In Mümliswil ging es in den zweiten Anstieg Richtung Breitehöchi eine schöne kleine Nebenstrasse hoch. Auf der Abfahrt zum Oberen Hauenstein machten wir in Bachtalen halt wo es eine hervorragende Zwetschgenwähe mit Schlagrahm zum füllen der Energiespeicher gab. Mit der Wähe im Bauch rollten wir flott das Waldenburgertal hinunter. Vor Bubendorf wurden wir dann das zweite Mal durchnässt. Diesmal zwar nur kurz aber so richtig Landunter, fast schwimmend bis Liestal. Ab Liestal gings wieder trocken über Frenkendorf, Pratteln und Muttenz nach Birsfelden wo dann der dritte Schauer das Ende der Tour einleitete.
Christof Leumann

Christof Leumann

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Rennbericht der Schweizer Meisterschaft 2025 in Fischingen

Am 30. Juni 2025 nahm ich an der Schweizer Meisterschaft in Fischingen teil. Die Strecke war sehr anspruchsvoll: 74 km, 1400 Höhenmeter, aufgeteilt in 5 Runden à 14.5 km. Das Rennen fand bei grosser Hitze statt, unser Start war um 14:12 Uhr – mitten in der heissesten Tageszeit. Bereits in der ersten Runde attackierten die Favoriten, und eine kleine Spitzengruppe setzte sich ab. Ich blieb im Peloton, das sich schnell auf etwa 20 Fahrer reduzierte. In der zweiten Runde verschärfte sich das Tempo, einige Fahrer aus der Spitzengruppe fielen zu uns zurück. Leider verpasste ich in der Verpflegungszone meine Wasserflasche und musste eine Runde ohne Flüssigkeit fahren. Erst in der dritten Runde konnte ich wieder trinken. Ab diesem Moment wurde das Rennen für mich sehr hart – ich bekam Rückenschmerzen und Krämpfe, wahrscheinlich durch eine etwas zu kleine Radgeometrie und Probleme mit dem Sattel. In der vierten Runde konnte ich mich nochmal gut halten und lag kurzzeitig auf Platz 21. Doch in der letzten Runde, gleich beim ersten Anstieg, ging mir die Kraft komplett aus. Die Schmerzen wurden so stark, dass ich nicht mehr mit dem Peloton mitfahren konnte. Ich beendete das Rennen mit mehreren Pausen, aber immerhin im Ziel. Fazit Das Rennen war extrem lehrreich: Bei Hitze ist reines Wasser im Bidon Pflicht Die Ernährung unterwegs ist entscheidend Material und Sitzposition müssen optimal abgestimmt sein Ich bin nicht zufrieden mit dem Resultat, aber ich nehme viele wertvolle Erfahrungen mit – und freue mich schon auf die nächsten Rennen.
Gabriel Ejderyan

Gabriel Ejderyan

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Der Hochblauen: Ein Mitt­­sommer­nachtstraum

Es war auf einer Gravel-Ausfahrt unserer MTB/Donnerstagsgruppe im April in den Schwarzwald, als unser Freund Frank aus Basel mit uns fuhr und anfing, vom Hochblauen in warmen Sommernächten zu schwärmen. Nun sehe ich den Hochblauen seit Jahren aus der Ferne und spüre seine magische Anziehungskraft. Mit seinen 1165 Metern und dem Rundfunkturm ist er ja auch nicht zu übersehen, wenn man von Basel und Riehen blickt. Er steht für den Schwarzwald schlechthin, zumindest in unserer Region. Jetzt hat die Zeit der Sommernächte definitiv begonnen. Seit Tagen erleben wir mediterrane Verhältnisse mit Temperaturen in den 30ern bis in die späten Abendstunden. Und ich konnte Franks Idee einfach nicht vergessen: Zum Sonnenuntergang den Gipfel erreichen und dann im magischen Dämmerlicht gen Basel/Riehen durch den Schwarzwald sausen. Und da tat sich auch die Gelegenheit auf: die Familie bereits im Urlaub und die kommenden Abende frei. 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Die späte Uhrzeit bringt den Vorteil, dass wir die Anzahl der Autos, die uns entgegenkommen oder überholen, an einer Hand abzählen können. Ich fühle mich zu jeder Zeit sicher. Mit insgesamt 1-2 Carb Gels und 1-2 Flaschen Wasser erreichen wir alle den Gipfel zum Sonnenuntergang mit Bombenstimmung und sind uns sicher, dass alle, die heute Abend gesessen haben, mehr an Hitze gelitten haben als wir. Denn das Rennrad sorgt automatisch für Verdunstungskälte und die restliche Abkühlung kommt vom Schwarzwald. Es geht rasant bergab. Runter zur Weggabelung übersehe ich trotz Scheinwerfer eine Unebenheit, welche die ganze Straße querdurchzieht, und bereite mich deshalb nicht körperlich darauf vor, bremse nicht, stelle mich nicht auf. Da haut es mir doch glatt die Kette vom vorderen Kettenblatt. Aber die geht schnell wieder drauf, zum Glück kein Riss. Meine extra dicken GP5000 28mm Reifen halten einwandfrei. Dann geht es wie von Frank versprochen butterweich rollend hinab durch das Tal im Dämmerlicht nach Kandern, wo uns die Nacht und der Brunnen erwarten. Angesichts der späten Uhrzeit und des damit einhergehenden geringen Verkehrsaufkommens entscheiden wir uns für die Landstraße und machen schöne Tempoarbeit in zwei Pelotons. Wir erreichen Riehen gegen 23:00 Uhr und sind überwältigt von der Schönheit der Natur und allem, was wir gemeinsam erlebt haben. Ich muss Frank recht geben. Der Hochblauen in einer warmen Sommernacht ist etwas Besonderes. Nächstes Mal muss ich aber Pascals Variante ausprobieren und den Anstieg in frühen Morgenstunden in Angriff nehmen. Wie wäre es mit einem Sonnenaufgang auf dem Hochblauen?
Denis-Alexander Engemann

Denis-Alexander Engemann