Rennsport

Rennbericht Langdistanz-Triathlon "Challenge Roth 2024"

Von
Andreas  Zeller

Andreas Zeller

Triathlon. Das sind doch die Einzelgänger mit den seltsamen Velos. Die keine Berge fahren und sich andauernd umziehen. Ja, genau. Und damit gibt es beim VC Riehen ausser den Gümmelern und der Geländeradfraktion sogar noch “Dreikämpfer”, obwohl diese Wert darauf legen dass es EIN Sport ist und eben nicht drei verschiedene. Triathlon ist abwechslungsreicher als “nur” Velofahren und erfordert deswegen auch eine andere Art von Training. Meine erste Olympische Distanz (1500 m Schwimmen, 40 km Velo, 10 km Laufen) hatte ich 2008 gemacht und seitdem zwar immer mal wieder mit längeren Strecken geliebäugelt, aber nie den Mut dazu gehabt. Nach einer Mitteldistanz (1900 m, 90 km, Halbmarathon) in 2022 habe ich mich dann von einem Arbeitskollegen breitschlagen lassen, für eine Langdistanz (3800 m, 180 km, Marathon) zu melden. Viele kennen das als “Ironman”, wobei der Begriff mittlerweile ein Firmenname ist und nicht mehr nur auf das berühmte Rennen in Hawaii beschränkt ist. 

Das Hauptproblem dabei: Zeit. Beziehungsweise die Absenz derselben, da man als Familienvater mit Vollzeitberuf nicht mehr allzu viel davon hat. Man braucht also eine sehr gute Trainingsplanung und eine sehr verständige Ehefrau/Familie, um Schwimm-, Rad- und Lauftraining unterzubringen. Vorteilhaft in meinem Fall: ich kann das firmeneigene Schwimmbad benutzen, Trainingsläufe in den Arbeitsweg bzw die Mittagspause einbauen, und ich bin sowohl Frühaufsteher als auch Besitzer eines Smarttrainers. Darauf sollten ca. 10 Wochenstunden im Herbst/Winter und 15 bis maximal 25 Wochenstunden Training im Frühjahr verteilt werden. Auf Kraft- und Beweglichkeitstraining habe ich grossmütig verzichtet...

Das ausgewählte Rennen ist der grösste Triathlon der Welt, die Challenge Roth, welche seit 40 Jahren in der Nähe von Nürnberg ausgetragen wird. Weniger als 5h Autofahrt, kein kalter Bergsee als Schwimmstrecke, guter Strassenzustand. Problem: Es gibt “nur” 3500 Startplätze. Diese waren am Stichtag dann auch nach 40 Sekunden (!) ausgebucht, aber ich war schnell genug an der Computertastatur. Roth hat 25000 Einwohner und ein Hotel sowie zwei Gasthöfe. Auch die Profis werden oft privat in «home stays» untergebracht, dabei entstehen oft Freundschaften, es ist eine besondere Atmosphäre. Familie Walchshöfer, die das ganze mit ca 20 Mitarbeitern organisiert, kann sich nicht mit einem Konzern wie «WTC Ironman» vergleichen, der knapp 200 Millionen US$ Jahresumsatz macht.
 
Zieldefinition in absteigender Priorität: 

  1. gesund und unverletzt an der Startlinie
  2. das Ganze geniessen können (also nicht mit Schmerzen über die Ziellinie kriechen)
  3. eine anständige Zeit erreichen

Über das Training für eine Langdistanz gibt es mindestens so viele Meinungen wie Experten, ganze Regalmeter von Büchern sind erhältlich. Einig sind sie sich nur in einem Punkt: es braucht VIEL davon. Aus den mir zugänglichen Publikationen hatte ich mir ein paar Grundsätze rausdestilliert:

  1. Einmal ist keinmal: Zwei bis dreimal wöchentlich sollten verschiedene Einheiten in jeder Diszplin absolviert werden, zB eine lange mit niedrigem Puls und eine kurze, aber heftige.
  2. Grundlage vor Intensität: Es bringt nichts, sich schon im Herbst “kaputt zu fahren”.
  3. Nicht übertreiben: Konsistenz ist alles, stumpf ist Trumpf. Ruhetage sind nötig.

Gesamthaft habe ich ca. 600 Stunden trainiert. Durch den langfristigen Plan wurde der Stütz- und Halteapparat des Körpers nicht überlastet und ich blieb von Zerrungen oder sonstigen Problemen verschont. Gerade in den letzten paar Monaten waren aber zwei oder sogar drei Einheiten pro Tag auf dem Programm. Bücher? Fernsehfilme? Längere Familienausflüge? Vergesst es. Dafür kann ich aber essen wie ein Stier ohne ein Gramm zuzunehmen. Koppeleinheiten sind gefühlt am härtesten: 4h radfahren, dann Schuhe wechseln und sofort loslaufen. Auch das frühmorgendliche Schwimmen kostet eine gewisse Überwindung, vor allem wenn die Beine noch von der Rollen-Session am Abend vorher schwer sind. Zum Glück ist das Frühjahr eher kühl, sonst wären die hillsprints noch heftiger. Auf die Teilnahme an den Donnerstags-MTB-Runden mit den VCR Kollegen hatte ich in den letzten Monaten aus Angst vor Verletzungen verzichtet.

Anfang Juli: Zusammen mit zwei Kollegen geht es zum AirBnB nach Seligenporten. Im urigen Klostergasthaus gönnen wir uns ein hervorragendes Cordon Bleu, das zugehörige alkoholfreie Bier scheint in dieser Gegend aber nicht sonderlich beliebt zu sein: es ist im April abgelaufen…

Freitag schauen wir uns Jonas Deichmanns Weltrekordversuch an: er will 120 Ironman-Triathlons hintereinander schaffen (Jonas Deichmann – Athlete. Adventurer. Speaker). 60 davon hat er bisher gemacht, jeden Tag einen. Durch die Läufe sind seine Füsse jetzt 2 Nummern grösser geworden. Ein unfassbarer Typ, dabei offen und sympathisch.

Danach auf zum Wettkampfgelände, Pasta essen und fürs Rennen registrieren. Noch eine letzte kleine Radrunde und zum Abendessen: Surprise - Pasta.

Samstag: Lockerer Lauf, dann Athletenbesprechung: die Regeln (zB Verbot des Windschattenfahrens) und Gefahrenstellen auf dem Kurs werden erklärt. Mittagessen: Pasta. Nach einem heftigen Gewitterguss checken wir die Räder ein und ich gehe wegen dem kleinen, nervigen Rasseln in der Schaltung noch beim kostenlosen tune-up vorbei. David von Radsport Buchstaller mag “Oldtimer” ohne elektronischen Schnickschnack und liebt seit 48 Jahren mechanische Präzision. Innerhalb von 5 Minuten schnurrt die Dura-Ace wieder perfekt. DANKE! 

Auf dem Areal werden jetzt die Promis interviewt und man kann teure Velos bestaunen, alles ist sehr gut organisiert. Unsere Nervosität steigt… Der spätnachmittagliche Viertelfinal gegen England sorgt nicht für gute Laune. Zum Abendessen, der Abwechslung halber: Pasta! Wir essen nichts mehr, was zu weniger als 80% aus Kohlenhydraten besteht (brennt nicht…). 

21:30 Panik beim Einschlafen: ich glaube ich habe nicht genug trainiert.

Sonntag. Der grosse Tag. 4:15 Aufstehen. Kaffee. Honigtoast. Velos aufs Auto, 5:30 geht es los. Eigentlich sollten wir nur 12 Minuten brauchen, aber über 3000 Andere hatten die gleiche Idee. Stau, Landstrasse komplett dicht. Es sind nur wenige km, die Polizei tut ihr bestes, trotzdem rinnen die Minuten davon. Eigentlich kann man den Wechselbeutel für T1 (swim (R) bike) nur bis 6:15 abgeben. Das wird eng, einige verlieren die Nerven und rennen schwerbepackt neben den Autos her. Wir schaffen es rechtzeitig und haben noch genug Zeit um beim Schwimmstart der Profis zuzuschauen. Noch 45 min bis zu Christians Start, noch 90 min für mich. Die ersten Profis kommen aus dem Wasser, Mitfavorit Patrick Lange hält sich die Rippen, das sieht nicht gut aus. Er hat sich einen Tritt von einem Konkurrenten eingefangen, muss das Rennen nach wenigen Minuten aufgeben.

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7:50, noch ein Gel reindrücken, Schwimmbrille auf, langsam ins Wasser, 21.3°C fühlen sich erstaunlich warm an. Vor mir ungefähr 200 aufgeregte, wassertretende grüne Badekappen. Wer wie ich nie “richtig” schwimmen gelernt hat, wird diese technisch höchst anspruchsvolle Disziplin nur hinter sich bringen können, aber keine gute Zeit erzielen. 

8:00 Startschuss! Lost gehts. Nein, doch nicht. Lahmes Geplansche, Waschmaschine, aufpassen dass niemand im Chaos meine Brille runterreisst. Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit ein bisschen mehr Platz aber noch kein Rhythmus. Der kommt erst kurz vor der ersten Wendeboje, an der ich leider einen Patrick-Lange-Gedächtnistritt kassiere und erst mal Wasser schlucke. Nach ca. 1 Stunde schwimmen wir unter der berühmten Brücke durch auf der hunderte Zuschauer stehen, kurz danach kommt auch schon die zweite Wendeboje und dann ist es geschafft. 

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Wechselbeutel schnappen, Neo abziehen, Radschuhe anziehen und zum Velo sprinten. Ganz wichtig jetzt: zuerst Helm auf! Wer ohne verschlossenen Kinnriemen losschiebt, wird disqualifiziert. Ab der Aufsteigezone darf man fahren, jetzt geht für mich das Rennen erst wirklich los. 
 
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Es hat 13°C und leichten Nieselregen, genau mein Wetter. Von Anfang an läuft es gut, fast schon ein “no-chain-day” (Weihnachtsgeschichten mit Thomas Hellriegel), aber ich muss aufpassen: das sind 180 km mit über 1500 hm, nach einem 80 Minuten Schwumm. Wenn ich alle Körner verschiesse, wird der Marathon zum Wandertag. Also immer schön aufs Garmin schauen und eine Normalized Power von 70% der FTP anstreben. Das klingt nach nicht viel, aber zusammen mit der Aeroposition kommt man doch flott voran. Wobei das schon die nächste Crux ist, denn was hilft ein perfekt geringer Luftwiderstand wenn anschliessend alle Glieder so steif und verkrampft sind, dass 42 km Laufen nur noch unter Qualen stattfinden? 
 
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Der Solarer Berg ist ein Publikumsmagnet: laute Musik, kein halber Meter Abstand zu den Zuschauern,  Lautsprecher, das volle Alp d’Huez Feeling. Crazy. Unvergesslich.

Ab ca km 100 pfeifen die ersten männlichen Profis auf ihrer zweiten Radrunde an uns Agegroupern vorbei. Bei km 120 überholt mich Anne Haug, das Geräusch des Scheibenrads vermischt mit sich mit dem des Kameramotorrads. Es ist schon eine Besonderheit dass beim Triathlon die Amateure neben den Weltklasseathleten auf der gleichen Strecke sind und auch sonst, zB bei den Verpflegungsstellen, gleich behandelt werden. In welcher anderen Sportart gibt es das schon?
 
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Auf dem Weg zum Kalvarienberg in Greding fällt mir ein Athlet mit rosa Socken auf, der sich im Gegensatz zu den meisten anderen sehr unfair verhält und ständig im Windschatten seines Vordermanns hängt. Fair bleiben, 12 m Abstand einhalten, am Berg gehe ich easy an ihm vorbei. Nach einer nassen Abfahrt geht es zügig weiter, die rosa Socke überholt mich und lutscht schon wieder am Hinterrad des nächsten. Kopfschüttel. Es sind jetzt viele Leute in der Nähe, schnelle Profis und Staffelfahrer, aber auch langsame Agegrouper. Nach einer engen Kurve im nächsten Ort werde ich überholt und muss jetzt laut der Windschattenregel eigentlich bremsen, um inert 25 sec die 12 m zum Vordermann wiederherzustellen.

Blick nach hinten: die Dame würde sich bedanken, wenn ich in die Eisen steige, also lass ich es und “geniesse” innerorts noch ein paar Sekunden dem enormen Windschatten, den man bei ca 26 km/h fünf Meter hinter einer zierlichen Frau hat. Plötzlich ein Pfiff neben mir und die blaue Karte vom Motorrad: 5 min Zeitstrafe, im Wiederholungsfall DQ! Lohnt sich eine Diskussion mit so kleinlichen Kampfrichtern? Wohl kaum. Meine Frage nach der nächsten Penaltybox kann er leider nicht beantworten. Meine Laune ist im Keller. Warum werde ausgerechnet ich bestraft und solche Cheater wie Rosa-Socke kommen davon? Egal. Runterschlucken und das Beste draus machen. Vielleicht hilft es ja der Marathon-Zeit wenn ich 5min pausiere, dann Gas wegnehme und peinlichst darauf achte, die Regeln zu 150% einzuhalten. 
 
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Es gab auch vereinzelt Unfälle, vermutlich unter anderem bedingt durch das schwierige Fahren in Aero-Position mit den eng montierten Ellbogenschalen. Daniel Bakkegard stürzt auf regennasser Fahrbahn und räumt einen Agegrouper ab, auch der Heli ist im Einsatz.

Auf den letzten km der Radstrecke immer wieder Bratwurst-Geruch von den Dorffesten, die Bewohner feuern alle Teilnehmer an, Namen sind auf die Strasse gemalt. Dann ist es geschafft, einer der insgesamt 7500 (!) Helfer nimmt mein Velo, eine zweite hilft beim Wechsel von Rad- zu Laufschuhen. Die Organisation ist perfekt. Wer jemals probiert hat, nach über 150km zügigem Velofahren noch eine Runde Laufen zu gehen, weiss dass dieser Wechsel (T2) schwieriger fällt als der zwischen Wasser und Velo. 
 
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Noch schnell ein Gel und los geht mein erster Marathon. Hier musste ich pokern, bin noch nie vorher mehr als 35 km am Stück gelaufen. Ich versuche es relativ zügig anzugehen, ein 4:50er Schnitt sollte eigentlich genug Reserven lassen, um später auch mit 5:15 oder 5:30 pro km noch unter 4 h zu bleiben. Die Strecke geht zum Kanal hin durch eine Senke, dann an der “Lände”, einem kleinen Hafen, nach rechts und ca 5km am Ufer entlang. Schnell sehe ich Jonas Deichmann, er grüsst freundlich zurück. Wenige km nach der Wendemarke rumpelt es in meinem Magen und ich muss eine Entscheidung treffen: WC Pause oder ignorieren und langsamer weiterlaufen? Woher kommt das nur, ich hatte doch nichts schwer verdauliches gegessen? Es hilft alles nichts. When mother nature is calling, you gotta answer.

Nach dem Dixi-Besuch läufts wieder ein bisschen besser, aber meine Kräfte schwinden. Erst 15km geschafft und noch ein sehr langes Wegstück vor mir. Gel! Wasser! Die Helferin fragt mich, ob Gel mit oder ohne Koffein. Da geht mir ein Licht auf: zu viel Koffein ist die Ursache für meine Magenprobleme. Leider ist dieser Inhaltsstoff nur relativ klein auf der Tube aufgedruckt. Und führt dazu, dass ich bei km22 sogar eine weitere Zwangspause auf dem Dixi einlegen muss. 
 
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Über Lautsprecher hört man, dass die ersten Profis im Ziel sind. Anne Haug ist im jugendlichen Alter von 41 mit 2:39 den zweitschnellsten Marathon gelaufen. Also nicht bei den Frauen, sondern insgesamt. Nur ein einziger Mann (Magnus Ditlev, der Sieger) war schneller als sie. Damit wurde selbst Daniela Ryfs Fabelweltrekord vom letzten Jahr unterboten.

Jetzt kommt der härteste Teil: die zweite Hälfte des Marathons geht bergauf nach Büchenbach. Ich warte auf den berühmten “Mann mit dem Hammer”, der angeblich nach km 35 lauert. Aber anscheinend war mein Training OK und die Energiezufuhr hat auch gestimmt, so dass ich beständig weitere Teilnehmer überholen kann. Auf den Bildern und Videos, die ein paar Tage später einsehbar sind, ist mein Laufstil eine Katastrophe. So fühlen sich auch meine Beine an. Aber in Büchenbach sehe ich eine Uhr an einem Juwelierladen: 17:50. Geht die falsch? Kann doch fast nicht sein? Da, die Kirchturmuhr zeigt das Gleiche. Wow, es läuft also besser als gefühlt! Das müsste doch eigentlich auf eine sub-11 Gesamtzeit reichen… Beflügelt von der guten Zwischenzeit gebe ich nochmal Gas und renne an vielen Teilnehmern die nur noch spazierengehen können, vorbei. Um kurz vor 7 Uhr abends, nach 10 Stunden und 49 Minuten geht es durchs Ziel. Was für Gefühl!
 
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Mit Medaille und Finisher-Shirt sitze ich neben Christian im Zielraum. Er hat seinen sub-10 Traum wahrgemacht. Wir trinken Erdinger Alkoholfrei und essen salzige, hervorragende Wurst- und Käsesemmeln. Selten so eine wohltuende Dusche erlebt. Die Massage lasse ich ausfallen, stattdessen gehts ins Stadion wo mittlerweile eine Lightshow auf die ins Ziel kommenden Teilnehmer wartet. Als letzter schafft es um 23:48h Chris Nikic, der einzige Langdistanz-Triathlet mit Down-Syndrom - das ist nochmal eine GANZ andere Leistung!

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Mit dem Busshuttle geht es vom Bike-checkout zum Parkplatz und im AirBnB einfach nur noch ins Bett. 
Am nächsten Morgen checke ich die Startnummer des Cheaters mit den rosa Socken: Disqualifiziert...über den Grund dafür muss man wohl nicht lange nachdenken.

Nach 2 Tagen ist der Ganzkörpermuskelkater vorbei und die Idee für eine Wiederholung geboren. 10:30 müssten doch eigentlich selbst bei geringerem Trainingsumfang machbar sein...ODER?

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Lucius Humm

Lucius Humm